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Amerhidil

Wohnburgen - Tighremt - Tiguemi

Als Tighremt (Pl. Tighermatin) oder Tiguemi (Pl. Tagammi) wird in der Sprache der Imazighen ("Berber") ein festungsartiges, „befestigtes“ Wohnhaus, eine Wohnburg südlich ab dem Hohen Atlas bezeichnet.maison fortifiée Achaghareghid
Oftmals wird für diese Bauwerke auch das arabische Wort Kasbah verwendet.

Zwischen Atlantik und etwa der Linie OuarzazateZagora ist eher der Name Tiguemi geläufig. Die Bauwerke sind meist ebenerdig, selten 2 oder gar 3 Etagen hoch. Sie stehen meist solitär.

Östlich dieser Linie werden diese Bauwerke als Tighremt bezeichnet. Oftmals bilden durch Tighermatin Ait Ben Haddouständige Umbauarbeiten und Erweiterungen mehrere ineinander verschachtelte Häuser große Komplexe, die bis hin zum Ksar (z.B. Ksar Aït-Ben-Haddou) führen können. Diese Bauwerke sind grundsätzlich mehrgeschossig ausgeführt, manchmal bis zu 5 Etagen hoch. Wrage berichtet aus Skoura gar von 7 Etagen!

Im großen Übergangsgebiet um Oued Dadès und Oued Drâa sind beide Begriffe bekannt.

Durch zinnenbekrönte Ecktürme, fehlende Fenster und schießschartenähnliche Lüftungsöffnungen erhält so eine Wohnburg ihr wehrhaftes, fast burgähnliches Äußeres.Dar Ben Moro Taskoukamt
Der meist quadratische Innenhof diente als Platz für die Tiere, hier finden sich auch Stallungen, Platz für Viehfutter und landwirtschaftliche Geräte. Oft war auch ein Ofen zum Backen des täglichen Brotes in einer Ecke angesiedelt. Die nächste Etage enthielt Wirtschaftsräume und diente als Vorratslager. Die oberen Etagen waren Wohnzwecken vorbehalten. Das Dachgeschoss diente als eigentlicher Lebensmittelpunkt des Hauses: die durch eine Umfassungsmauer vor Wind und neugierigen Blicken geschützte Terrasse nutzten die Frauen für häusliche Arbeiten (Essensvorbereitung, Webarbeiten, Trocknen der Wäsche). Im Hohen Atlas fehlt aus Temperaturgründen in der Regel eine nutzbare Dachterrasse.

Tighremt Ait Hamou Ou AliBaumaterialien der unmittelbaren Umgebung wurden verwendet. Demgemäß sind die Gebäude im Westen eher aus Stein, meist aus Lesesteinen errichtet. Im Osten finden sich die bekannten Lehmburgen.

Den vor Ort gewonnenen Lehm reichert man mit Strohhäcksel oder weiteren Beigaben an, vermischt ihn mit Wasser und verarbeitet ihn in Stampflehm-Bauweise. Das Material bietet eine gute Isolierung gegen die Hitze des Tages und die Kälte der Nacht.
Die oberen Etagen werden aus luftgetrockneten Lehmziegeln gesetzt, wodurch sich die reichhaltige aber auch besonders wetteranfällige symbolträchtige Ornamentik herstellen lässt, die besonders die Ecktürme ziert.

Tighermatin Ighouane TimsalDecken und Stürze entstehen aus Holz und Rohr der Region, die Eingangstüren aus massiven, oft kunstvoll verzierten Brettern. Glas als Baumaterial war unbezahlbar. Metall wurde sehr sparsam in Form verzierter Beschläge und Türöffner eingesetzt.

Die Häuser waren dauerhaft bewohnt, ihre Bewohner stellten Nahrungsmittel, benötigte Geräte und Werkzeug selbst her und hatten sie auch gegen Feinde zu verteidigen.
Die über lange Zeit ausgeklügelten architektonischen Voraussetzungen dieser Gebäude waren dafür bestens geeignet.
Im Notfall wurden auch weitere Bewohner der Familie/Region mit ihren Vorräten, Wertsachen und Tieren aufgenommen, um sich gemeinsam vor Feinden zu schützen und zu verteidigen. Auch traf man sich hier, um über die Belange des öffentlichen Interesses zu beraten.


Quellen und weiterführende Informationen:
TghremtIn unseren TOURISTISCHEN LANDKARTEN und REISEFÜHRERN werden zahlreiche Ziele vorgestellt und Ausflüge vorgeschlagen.
Text Mit freundlicher Unterstützung von Roger Mimó Lladós, Tinghir