Marrakech
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Marrakesch ist das "Tor zum Süden", die nördlichste Oasenstadt Marokkos und verfügt scheinbar über magisch anziehende, zauberhafte Kräfte. Durch den großen Airport mit zahlreichen Flugverbindungen ist die Stadt ein hervorragender Ausgangspunkt für Reisen in den Süden und Südosten Marokkos. Natürlich sollte man sich auch etwas Zeit nehmen, diese Stadt anzusehen, zu "erfahren". Ob jung oder alt - hier kommt jeder auf seine Kosten, findet das Passende.
Die zahlreichen architektonischen und kulturellen Sehenswürdigkeiten sind sehr gut in den vielen Reiseführern beschrieben. Die Medina von Marrakesch mit dem Djemaa el Fna, die Agdal-Gärten und der Menara-Garten wurden durch einen Eintrag als UNESCO-Welterbe bereits 1985 entsprechend gewürdigt.
Wir sind auch immer interessiert am Leben in der Stadt. Und das spielt sich hier wohl vor allem am zentralen Platz Marrakeschs, am Djemaa el-Fna ab. Er ist das Herz der Stadt: Freiluftrestaurant, Zirkus, Marktplatz, Theater, Treffpunkt und Informations- wie Beratungsstelle in einem.
Wir waren in Marrakesch erstmals 1991, ein kleiner Auszug unserer Erinnerung vom Djemaa el-Fna:

Wie gebannt verfolgten wir das Geschehen auf dem Platz. Das Flair dieses Ortes und dieser Stadt ist einfach nicht beschreibbar, sicherlich ist sie auch deswegen so bekannt. Uns reizten hier weniger die Souks und die Bauwerke, wir waren fasziniert von der Ausstrahlung dieser Stadt.
Als wir gegen 2 Uhr ins Bett gingen, war das Treiben draußen immer noch nicht beendet, einige ganz hartnäckige Händler versuchten immer noch, ihre Ware an den Mann zu bringen. Als wir am nächsten Morgen aufwachten, war der Handel draußen schon wieder in vollem Gange.
Um 1965, also weitere 25 zurück Jahre beschreibt Dr. Wrage in seinem Buch "Jenseits des Atlas" den Platz:

Inzwischen ist die Sonne versunken. Aber das Treiben auf dem Platz vermindert sich kaum. Nur zur Gebetszeit, die vom nahe gelegenen Minarett verkündet wird, ist eine ... kaum erkennbare Abschwächung zu bemerken. Nun leuchten die Acetylenlampen auf, die jede Gruppe und jeder Händler entzündet. In ihrem gleißenden Licht wirken manche Gestalten noch unwirklicher, die Gewänder noch bunter und seltsamer. Die Schatten werden tiefer, die Gesichtszüge prägnanter oder geheimnisvoller. Es gehören gute Nerven und eine gute Gesundheit dazu, sich noch länger durch diese Menschenmassen treiben zu lassen. ... Wir schreiten vorüber an Friseuren, die das Haupt ihrer Kunden spiegelblank rasieren oder ihnen auch Schröpfköpfe ansetzen. Wir betrachten ... die Dinge, die auf diesem Platz feilgeboten werden. Bei ihnen mischen sich europäischer Schund und billige Massenware mit einheimischen Handwerkprodukten. Wir atmen … den Dunst aus Holzkohlenfeuern, aus Staub, Gewürzen, Minze und Menschen.
Ganz so rustikal wie damals geht es jetzt nicht mehr zu, alles scheint geplanter, geordneter. Die Verkaufsstände sind vom Fußboden in kleine nebeneinander aufgereihte, feste und durchnummerierte Verkaufsbüdchen umgezogen, überall sind die Handelslizenzen ausgestellt. Vieles ist jetzt für Touristen ausgelegt, Marrakchi scheinen sich hier kaum noch angesprochen zu fühlen und aufzuhalten. Dennoch: immer wieder zieht es uns zum Beobachtungsposten auf dem Dach des Café de France direkt neben "unserem" alten Quartier, der "Residence de la Place" von 1991.
Dem an Geschichte und Kultur interessierten Besucher empfehlen sich kleine Rundgänge zu den bekannten Sehenswürdigkeiten. Einer könnte bei den Saadier-Gräbern beginnen, vorbei am Stadttor Bab Aganaou zum "Storchenpalast" El Badi mit seinen herrlichen Gärten, weiter vorbei am jüdischen Viertel, der Mellah mit Synagoge und Friedhof zum Palast El Bahia und dem etwas versteckt liegenden Museum für Marokkanische Kunst Dar Si Saïd. Unbedingt sehenswert ist das nördlich des Souk gelegene Musée de Marrakech, welches in einem prachtvollen Palais untergebracht ist. Museen für jedes Interessengebiet sind zumeist in schönen kleinen Riads untergebracht, wo man auch immer wieder eine ruhige Pause abseits der pulsierenden Millionenmetropole einlegen kann. Besonders außergewöhnlich: das Parfümmuseum Musée du Parfum, ein Frauen-Museum und neuerdings auch ein Kochmuseum.
Der historische Stadtkern ist immer wieder von Parks und Gärten umgeben. Schnell ist das weltbekannte Fotomotiv im Jardin Menara gefunden, der Jardin Majorelle lockt und nebenan das Yves Saint Laurent Museum…
Die Aufzählung könnte endlos fortgesetzt werden.
Die Bewohner der Stadt selbst fliehen gern an heißen Wochenenden in die dann herrlich kühlen Täler des angrenzenden Atlas-Gebirges. Aber so weit muss man gar nicht fahren:
ganz in der Nähe befindest sich die kleine Stadt der Weber und Töpfer Tamesloht mit seiner Zaouia und den Überresten eines Bewässerungssystems, das seiner Zeit weit voraus war. Dazu gehören auch die auf dem Weg dahin sichtbaren letzten Überbleibsel von Khettaras, den handgegrabenen unterirdischen Wasserleitungen, über die Marrakech mit Wasser versorgt wurden. Nicht weit entfernt liegt der beliebte Stausee Lalla Takerkoust.
Sehr schön und eindrucksvoll ist eine Fahrt auf der N7 (alt R203) Richtung Taroudant zum Pass Tizi n'Test, von dem aus man einen grandiosen Ausblick auf den Südhang des Atlas und über die Souss-Ebene bis zum Anti-Atlas hat. Hier führt der Weg vorbei an 3 Kasbahs El Goundafi's -bzw. deren Überbleibsel-, letztere malerisch auf einem Hügel gelegen und danach an der Moschee Tinmal - eine der wenigen für "Nichtgläubige" begehbaren Moscheen Marokkos, die man unbedingt gesehen haben sollte. Übrigens auch ein Kandidat auf der UNESCO-Welterbeliste.
In einer guten Autostunde ist man am Toubkal, am Fuße des höchsten Berges Marokkos in Imlil.
Über das malerische Ourika-Tal sind die bekannten Wasserfälle von Setti Fatma und Oukaïmeden, Marokkos Ski- und zugleich ein tolles Wandergebiet erreichbar. Auf dem Weg dahin lockt der Anima Garten von André Heller und weitere Gärten zu Erkundungen. Hervorragend entspannen kann man auch bei der Besichtigung einer der zahlreichen pépinières, einer Gärtnerei im Umfeld von Tnine l’Ourika. Gleich dabei gibt es eine Saline, die noch traditionell bewirtschaftet wird. Am Taleingang liegt das Écomusée Berbère.
Im Vorland des Atlas-Gebirges entdeckt man Spuren der Almoraviden aus dem 11. Jahrhundert: auf einem Felsplateau liegen die Ruinen der mittelalterlichen Festungsstadt Tasghimout (Tasguimout), bei Aghmat befindet sich eine sehr große, schöne und interessante Ausgrabungsstätte einer Handelsstadt aus der gleichen Zeit.
Weitere beliebte Ausflugsziele sind auch Demnate mit Imi Nifri und den nahe gelegenen Dinosaurier-Spuren.
Auch hier - wie überall, wo wir bisher in Marokko waren- haben wir nicht alles geschafft; müssen nochmal wiederkommen.
Elias Canetti: Die Stimmen von Marrakesch: Aufzeichnungen nach einer Reise