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Zaouia Timguilcht

Zaouïas - religöse Bruderschaften

Zaoïas (auch Zawiyas) sind Sufi-Zentren, islamische Bruderschaften bzw. Glaubensschulen. Hier wird ein für die Region oder auch darüber hinaus bedeutender Mann geehrt. Sein Grab, sein Marabout ist in der Regel besonders heiliges Bestandteil der Anlage.
In manchen Fällen gründete sich um die Anlage oder ein Stück abseits eine Siedlung oder Stadt.

Leicht sind diese religiösen Gebäude schon aus der Ferne erkennbar: Genauso wie viele Moscheen haben sie Dachziegel mit grüner Glasur, der Farbe des Islam. Einst war diese Farbe religiösen Bauten vorbehalten.
Zaoula Sidi Abd el Jabbar In diesen Häusern beschäftigte und beschäftigt man sich mit den unterschiedlichsten Themen:
Zum einen gab es Bruderschaften, deren Anhängern das Wohnen in den betreffenden Häusern verboten war und von denen Wanderschaft erwartet wurde - jedoch ohne dabei von Bettelei zu leben. Das führte zu ungewöhnlichen Lebensweisen der Nachfolger der Sufi. Es gab Gruppen, die ihr Báraka überbrachten, indem sie tanzend und musizierend durch Nordafrika zogen. Als Gegenleistung bekamen Sie kein Geld sondern Nahrung und Unterkunft.
Zaoïa Tamegroute In Sidi Ahmed ou Moussa auf dem Weg zwischen Tiznit und Tafraout z.B. befand sich eine Artisten-Schule, deren wandernde Artisten im 19. Jahrhundert bis hinein ins 20. Jahrhundert in der internationalen Zirkusszene Berühmtheit erlangten. Ob Zirkus Renz oder Zirkus Busch - auch in Deutschland waren die Artisten aus Sidi Ahmed ou Moussa bis zum Beginn des dritten Reiches beliebt und bekannt.

Charles de Foucauld berichtet von den Söhnen des Marabuts der Zaouïa in Mirimima an der heutigen N17 zwischen Tissint und Foum Zguid. Sie gehen segnen, waren ständig unterwegs zwischen Drâa, Sahelzone und Anti-Atlas um den dort ansässigen Stämmen und deren Ernte ihr Báraka zu übertragen. Auch sie wurden dafür mit Nahrung belohnt, materielle Reichtümer durften sie nicht ansammeln.

Zaouia Moulay BrahimIn anderen Zaoïas wiederum wurde nicht gewandert sondern wissenschaftlich gearbeitet und Forschung betrieben, hier gibt es sehr alte und umfassende Bibliotheken, deren Sammlungen bis ins 17. Jahrhundert zurückverfolgt werden können.
Die bekannteste unter ihnen ist wohl in Tamegroute nahe Zagora. Die Bibliothek wird noch heute von Studenten aus ganz Marokko genutzt.

An einigen dieser Gräber wird einmal jährlich, meist zum (manchmal auch vermuteten) Todestag, selten auch mehrmals im Jahr dort eine Fest zu Ehren des Verstorbenen, ein Moussem abgehalten. Inzwischen hat das oft den Charakter eines Volksfestes, zumeist verbunden mit dem Wochenmarkt, dem Souk. Marabout Große Zeltstädte werden eigens dafür aufgebaut. Der traditionelle kulturell-religiöse Aspekt steht am Rande. Obwohl es offiziell im islamischen Glauben keine Alternative zur einmaligen Pflicht-Pilgerfahrt nach Mekka, der Haddsch (Hadsch) gibt, existiert im marokkanischen Volksglauben die Ansicht, ein mehrmaliges Pilgern zu einem der "anerkannten" Marabouts diene als Ersatz-Pilgerort für Wallfahrer.

Auch wenn dem Nicht-Moslem der Zutritt nicht gestattet ist: Er darf auf das Gelände der Glaubensschulen und auf die Friedhöfe. Nur in die Gebäude hinein darf er nur in ganz wenigen Ausnahmefällen - genauso wie bei den Moscheen.



Quellen und weiterführende Informationen:
In unseren TOURISTISCHEN LANDKARTEN und REISEFÜHRERN werden zahlreiche Ziele vorgestellt und Ausflüge vorgeschlagen.
Denise (Djinn) Jacques-Meunié: Architectures et habitats du Dadès: Maroc Présaharien. Paris 1962
Anton Escher: Zirkusakrobaten aus Marokko: die Söhne des Sidi Ahmed ou Moussa
Über Zaoias in Wikipedia
ARNOLD BETTEN: DUMONT KUNST-REISEFÜHRER MAROKKO