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1899-1905: Marquis René de Segonzac

Marquis Segonzac

Mindestens vier Mal war Segonzac in Marokko unterwegs. Zwei seiner daraus entstandenen ausführlichen Reiseberichte werden hier vorgestellt.

Seine Notizen sind sehr anschaulich, bildhaft und lebendig. Er vermerkt nicht nur seine täglich zurückgelegten Strecken, die manchmal 40, selten auch 50 km lang waren. Ergänzt wird mit ausführlichen Berichten über das tägliche Leben der besuchten Menschen und über die Konflikte, die -auch mit seinem Trupp- manchmal auftreten. Kleidung, Frisuren, Riten, Ernährungsgewohnheiten, Bewaffnung, Haushaltsausrüstung, Gastfreundschaft, religiöse Feste, selbst Körperhygiene und Düfte werden festgehalten.
Immer schildert der Autor tagebuchartig. Private Erlebnisse stellt der Marquis genauso zurück wie subjektive Äußerungen. Er ist Beobachter, wertet nicht. Notwendiger Mut und erlittene Entbehrungen, Qualen und Gefahren bleiben außen vor. Selbst in Lebensgefahr -als Christ erkannt wird 1905 die Todesstrafe über ihn verhängt-, berichtet er wenig emotional und beobachtet weiter. Dennoch werden Schönheit und Vielfalt des Landes vermittelt. Man spürt sein großes Interesse an allen und allem. Manchmal glaubt man, einen leichten Humor zu spüren?
Seine Ausstattung war deutlich besser als die der vorgenannten. Er führte Theodolit, Teleskop, Sextanten, Torpedoboot-Uhren, Chronograph, Hypsometer, Barometer, Thermometer, Barograph sowie 5 Kameras mit. Mit zahlreichen Fotographien dokumentiert er neben Landschaft und Architektur auch Menschen und Situationen.
Ausführungen über Botanik, Entomologie, Numismatik, Geologie, Astronomie und Meteorologie schließen sich in zusätzlichen Kapiteln an. Ausführlich widmet er sich hier auch Politik und Wirtschaft, Statistik, Soziologie und Religion.

In "Voyages au Maroc 1899-1901" reist Segonzac anfangs durch den Norden Marokkos. Von Tanger durch das Rif über Fès, Melilia und Ksar el Kebir.
Uns interessiert besonders der Abschnitt zwischen Marrakech und Agadir. Von Marrakesch aus kommt er an der heutigen N7, der Straße die zum Tizi n'Test führt, bis zur Kasbah von El Goundafi, kurz vor der Moschee Tinmal. Über Imi n'Tanout und Argana überquert er das Atlasgebirge am Pass Bibaoun, der heutigen P1713. Das war die große, offizielle Straße zwischen Sous und Merrakech, der auch bereits schon Lenz 20 Jahre vor ihm folgte und dessen Notizen ihm bekannt waren. Interessant der Vergleich: Er schildert alles bedeutend ruhiger und friedvoller als sein Vorgänger. Hatte er einfach nur Glück? Oder waren es die 20 Jahre, die diese Veränderung mit sich brachten?
Über Taroudant und Ait Melloul kommt er am Fuß des Anti-Atlas bis nach Tiznit. Agadir erreicht er über die Massa-Mündung.Segonzac Voyages1910 erscheint "Au Cœur de l'Atlas", der Bericht über die Erkundungsreise 1904 - 1905. Es ist wohl das umfassendste aller hier vorgestellten Werke. Getragen wird die Expedition von zahlreichen französischen Organisationen wie z.B. dem neu gegründeteten Komitee von Marokko, drei Geographischen Gesellschaften, der Geographischen Handelsgesellschaft Paris, der Französischen Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaft, der Geologischen Gesellschaft von Frankreich, der Schule für Anthropologie Paris sowie der Gesellschaft zur Unterstützung von Militärverwundeten.
So erhält Segonzac einige hochkarätige Fachleute an seine Seite. Kartograph René de Flotte de Roquevaire, Geologe Paul Lemoine, Mineraloge Louis Gentil und der Gelehrte Abdelaziz Zenagui begleiten ihn. Zeitweise waren Gaston Buchet vom Ministerium für öffentliche Bildung sowie Si Allal Aedi, Kanzler des französischen Konsulats in Mogador dabei. Parallel lief in Frankreich eine Öffentlichkeitsoffensive durch das eigens dafür gegründete Marokko-Komitee.
Die Aufgabe für die Forscher bestand darin, den Hohen Atlas intensiver zu erkunden und nach weiteren möglichen Handelswegen sowie Pässen nach Süden zu suchen. Ethnologie und Linguistik sollten dabei erforscht, Bodenschätze erkundet werden. Dabei baut Segonzac auf die Erkenntnisse zumindest von Lenz und Foucauld auf. Er ist mit mehreren Empfehlungsschreiben ausgestattet. Dazu gehört ein Brief von Foucauld, der mit "Frère Charles de Jésus" unterzeichnet hat.
Durch die anderen Expeditionsteilnehmer kam es zu weiteren Folge-Veröffentlichungen wie detaillierten Landkarten im Maßstab 1/250.000.
Finanziell und materiell sehr gut ausgestattet war Segonzac mit bis zu 40 Tieren und 60 weiteren Teilnehmern unterwegs. Etappenweise teilten sich die Fachleute in bis zu 3 Teams auf, die getrennt voneinander ihren Aufgaben nachgingen und sich nur von Zeit zu Zeit trafen.

Hier finden nur die heutigen Ortsbezeichnungen Beachtung: Seine Route führt am Fuß des Atlas-Gebirges von Essaouira über Marrakesch, Demnate weiter am kleinen Atlas bis in die Gegend vor Midelt. Er passiert den Atlas und folgt südlich davon dem Oued Gheris vorbei an Goulmima bis Tinejdad. An Tinghir und Alnif vorbei geht er nach Tamegroute bei Zagora, wo er am Islamischen Opferfest, dem Aïd el Kébir teilnimmt. Über Foum Zguid, Djebel Bani / Antiatlas geht es bis in die Gegend von Tata.
Die weiteren Pläne, bis nach Guelmim und zum Oued Noun vorzudringen werden durch die Gefangennahme verhindert. Segounzac wird verdächtigt, Christ zu sein und soll deswegen erschossen werden. Kluges Taktieren, Verhandlungen über Lösegeldzahlungen durch befreundete marokkanische Scheiche und Scherifen sowie bekannt gewordene Fluchtpläne führten nach 40 Tagen Haft bei Agadir Melloul zur Freilassung.
Den eigentlichen Plan verkürzend geht es nun direkt Richtung Taznakht und über den Pass von Telouet zurück in Richtung Marrakesch.Segonzac Au CoeurDer französische Offizier, Forscher und Entdecker sowie Schriftsteller Édouard Marie René Bardon de Segonzac gibt uns besondere Rätsel auf. Man erfährt so gut wie nichts über ihn. Als Ersatz ein Zitat aus dem Vorwort zu "Voyages au Maroc" von Eug. Etienne:
Ich habe etwa zwanzig kleine Notizbücher vor mir liegen, vergilbt von der Sonne; Notizbücher mit Reiserouten, astronomischen Beobachtungen, Sehenswürdigkeiten; sorgfältig beschriftete Sammlungen, Mineralien, Gesteine, Pflanzen, Insekten, antike Münzen; eintausend Fotos: Es ist das, was der Marquis de Segonzac von seinen dreijährigen Erkundungen in Marokko mitgebracht hat. All dies wurde im Geheimen gesammelt, im Verborgenen gezeichnet, unter der trotzigen Aufsicht fanatischer Gefährten, von einem Bettler, der barfuß ging, und noch nachts wachte, um seine Notizen zu koordinieren, seine Sammlungen zu beschriften,
Er gab sich als bescheidener Diener des Sheriffs aus, mit dem er reiste, und nahm die Couscous-Schalen erst in Empfang, nachdem seine Begleiter ihre Hände hineingesteckt und ihre Bärte nach der Sitte abtropfen lassen hatten. Als er am Abend seiner Rückkehr zum Konsulat von Fes hinunterging, mit kahlgeschorenem und mit Ziegenhaarstrick umgürtetem Kopf, buschigem Bart, bekleidet mit dem kurzen Henna der Bergbewohner, nackten Füßen und Beinen, hätte ihn kein Rifain herausgefordert, kein Franzose hätte ihn als Landsmann erkannt.

  *07.September 1867 Cuy • 1886 Eintritt in den Militärdienst • Sonder-Militärschule Napoleons in Saint-Cyr • 1888-1889 Kavallerieschule Saumar • 1892 militärischer Dienst / Erkundungsreise Elfenbeinküste • 1893 Mordanschuldigung an einem Offizierskollegen, später Freispruch (Quiquerez-Segonzac-Affäre) • 1899 Marokko-Reise • 1901 Besteigung Djebel Ayachi (galt bis 1923 als der höchste Berg Marokkos) • 1903 Caillé-Medaille der geographischen Gesellschaft Marseille • 1904 - 1905 weitere Marokko-Reise • 1904 ​​Auguste-Furtado Preis für Publikationen • 1905 40 Tage Gefangenschaft in Marokko • 1908 Ducros-Aubert-Preis für Handelsgeographie • 1910 Delalande-Guérineau-Preis der geographischen Gesellschaft • 1911 Montyon Preis (fr. Akademie der Wissenschaften) für "Au Cœur de l’Atlas" • 1914-18 Pilot der militärischen Luftfahrt • ? Kriegskreuz 1. Weltkrieg • ? Nationaler Orden der Ehrenlegion • 12. Juni 1923 erste dokumentierte Toubkalbesteigung als von nun an höchstem Berg mit Vincent Berger und Hubert Dolbeau • † 27. März 1962 Woluwe-Saint-Lambert

navi Waypoints Segonzac: Marrakesch. Zwischen Atlas, Anti-Atlas, Jebel Bani und Jebel Saghro
Aus "Voyages au Maroc" und "Au Cœur de l'Atlas"


"Voyages au Maroc 1899-1901" im Internet Archive in San Francisco.
"Au Cœur de l'Atlas" bei Gallica, dem Digitalisierungsprojekt der Französischen Nationalbibliothek.

bestellen 1* Voyages au Maroc 1899-1901

bestellen 1* Au Cœur de l'Atlas: Mission au Maroc 1904-1905


Quellen und weiterführende Informationen:
In unseren TOURISTISCHEN LANDKARTEN und REISEFÜHRERN werden zahlreiche Ziele vorgestellt und Ausflüge vorgeschlagen.
Waypoints Kartenausschnitte: marokko-erfahren, Map data: © OpenStreetMap contributors, Map style: © OpenTopoMap (CC-BY-SA)
Foto de Segonzac ist gemeinfrei, stammt aus Wikimedia Commons

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