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Steinkreis Foum Zguid

Vorislamische Denkmäler, Tumuli und Steinkreise

Steinhaufen? Für den einen sind es solche, für den anderen sind es Jahrtausende alte Gräber und Kultstätten, die "Geschichte erzählen" können.

Cromlech M'zora Die Besiedlung des Landstriches teilweise seit vielen tausend Jahren hinterlässt neben den sichtbaren Spuren in Form von prähistorischer Felskunst auch unscheinbare Spuren, die zumindest für den Laien oftmals erst auf den zweiten Blick erkennbar sind: Aus Steinen angeordnete unterschiedlich große Kreise, seltener in Antennen- oder Halbmondform (auch Croissants genannt) sowie "Goulets", Steinhügel, die von einem ovalen äußeren Ring mit einer schmalen, zum Ende geöffneten Gasse begrenzt werden.
Die manchmal um die 150 x 70m großen geometrischen Kunstwerke erschließen sich zuerst am Besten aus der Satelliten-Ansicht im PC. Goulet bei Aït-OuabelliErst danach versteht man die Formen vor Ort besser.
Die Datierung einiger Antennen des V-Typs in der Sahara ergab ein Alter zwischen 3.000 und 4.000 Jahren. Croissants und Goulets könnten zwischen 4.000 und 6.000 Jahre alt sein. Wie konnte man damals solche Formen legen?

Die bekannteren Funde Marokkos befinden sich im Norden: Bei Asilah ist der ca. 5000 Jahre alte Cromlech, der Steinkreis von M'zora mit seinen knapp 60 m Durchmesser und dem von Steinmauern eingefassten Grabhügel (Bazina). In der Nähe von Meknes und Fes befindet sich der 2-geschossige Tumulus von El Gour mit 20 m Durchmesser und 5m Höhe, ebenfalls vom archäologischen Typus der Bazina.
Tumuli Adrar Zerzem Derartig spektakuläre und bekannte Fundstellen hat Marokkos Süden -außer vielleicht am Adrar Zerzem (mehr zu diesem Fundgebiet weiter unten)- nicht zu bieten, dafür wartet hier oftmals noch Unentdecktes: Noch lange nicht sind alle Bauwerksreste bekannt. Immer wieder werden weitere gefunden.

So haben wir bei unserer Suche nach Felsgravuren zwischen Guelmim und Assa auch Steinkreise entdeckt, denen von der Fachwelt bestätigt wird, dass es sich nach Lage und Optik um sehr alte Grabmale handeln könne.
Sicher aber ist: Diese Überbleibsel zeugen davon, dass es an diesen Orten einst menschliche Siedlungen in unmittelbarer Nähe gegeben haben muss, dass man hier dauerhaft oder zumindest zeitweise gewohnt hat. Steinkreis Zagora Das setzt voraus, dass eine ausreichende Lebensgrundlage in Form von Wasser und Vegetation vorhanden war. Daran können wir bei unseren Touren heute meist gar nicht glauben, müssen uns selbst immer wieder daran erinnern, wenn wir in der kargen, meist nahezu vegetationslosen Landschaft stehen.

Beispielsweise zwischen Zagora und M'hamid an einem Hang befindet sich eine Nekropole, wo hunderte kleiner runder Steintumuli aus dem 8. oder 9. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung zu sehen sein sollen. Wir konnten davon nur 10 oder 15 entdecken, möglicherweise ist auch der ein oder andere Tumulus dem Bau der in unmittelbarer Nähe gelegenen Straße zum Opfer gefallen. Allein das war beeindruckend genug, auf einem solch alten Friedhof zu stehen.
Steinkreis Jbel Sirwa Das Alter wird mit zwischen etwa 2000 bis 5000 Jahren angenommen. Geologische Untersuchungen sind zumeist genauso unterblieben wie Grabungen oder sonstige prähistorische Erforschungen. Somit fehlen diese sonst möglichen Ergebnisse als Deutungsmöglichkeit zum Zweck und zur Bedeutung der Anlagen und machen Platz für Vermutungen und Erklärungen auf Grund von Erfahrungen.
Zuerst denkt man natürlich an Gräber bzw. Grabfelder. Bewiesen wäre das aber nur, wenn dort entsprechende Funde, also menschliche Überreste oder aber mindestens Grabbeigaben nachgewiesen worden wären. Das ist nur in Ausnahmen der Fall. Also müssen auch weitere Nutzungsmöglichkeiten in Betracht gezogen werden: z.B. als Kult-, Heil-, Siedlungs- oder auch nur Feuerplatz, als Gerichts- oder Versammlungsort, als Bannkreis oder auch als Observatorium.
Eigentlich fast immer finden wir als Bestandteil eine Kreisform. Der Kreis wie bei vielen Felsgravuren als Sinnbild für die Sonne, das Universum, die Unendlichkeit? Dann wäre auch die Nutzung der Anlage als Sonnen- bzw. Mondheiligtum denkbar gewesen.

Steinkreise Tikirte Eine der Ausnahmen ist das Fundgebiet an den Hängen des Adrar Zerzem, etwas südlich von Amtoudi gelegen. Hier haben marokkanische und spanische Wissenschaftler tatsächlich gegraben, geforscht und analysiert. Dabei ist Interessantes zu Tage gekommen: Zwei von ca. 30 Tumuli -von denen darf man hier tatsächlich sprechen-, die noch nicht geplündert waren, wurden geöffnet und die gefundenen Skelette wurden mit der Radiokarbonmethode analysiert. Diese stammen aus den Jahren zwischen 120 – 390 unserer Zeit. In einem Fall kam es im späten 8. – 10. Jahrhundert zu einer Neubelegung. Es wurde außerdem nachgewiesen, dass ein Skelett zu einer ca. 20-40-jährigen Frau gehörte, die ein Kind bekommen haben könnte. Zu diesen Funden gäbe es noch viel mehr zu erzählen, auch zu den an die 300 Steingravuren am selben Ort: Erfahren Sie es selbst!

Was bleibt? Mal wieder: Fragen über Fragen und wenig Antworten. Einfach spannend.

Quellen und weiterführende Informationen:
SteinkreiseIn unseren TOURISTISCHEN LANDKARTEN und REISEFÜHRERN werden zahlreiche Ziele vorgestellt und Ausflüge vorgeschlagen.